Der Maler und die Natur: Otto Geigenberger
Hier möchte ich den Wasserburger Maler Otto Geigenberber (1881 - 1946 ) vorstellen.
Otto Geigenberger studierte in München Malerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule bei Max Arthur Stremel und Maximilian Dasio. Am Polytechnikum machte er einen Zeichenlehrer-Abschluss. Nach kurzer Lehrtätigkeit an Holzschnittschulen in Oberammergau und Berchtesgaden ließ er sich 1905 in München als freier Kunstmaler nieder heiratete. Mit Bruder August gründete er in Wasserburg am Inn eine kunstgewerbliche Werkstatt für Kinderbuchillustrationen und Kinderspielzeugentwürfe.
Längere Studienreisen führten Geigenberger sechs Monate nach Paris, ein Jahr nach Rom in die Villa Massimo, außerdem nach Südfrankreich, Luxemburg, Belgien, Holland, Österreich und vor allem nach Italien, wo er alljährlich an den verschiedensten Orten aquarellierte. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Geigenbergers Bilder uneinheitlich beurteilt. Teilweise wurden sie beschlagnahmt, teilweise noch ausgestellt.
Heute befinden sich seine Werke in staatlichen und städtischen Museen und in Händen verschiedener Sammler im In- und Ausland. Otto Geigenberger erhielt die Albrecht-Dürer-Medaille der Stadt Nürnberg. Er gehörte der Münchner Sezession, der Berliner Secession, dem Verein Berliner Künstler und nach 1945 der Neuen Gruppe in München und der Künstlergilde Ulm an. Zu seinen engeren Malerfreunden zählten Josef Kutter, Anton Kerschbaumer, Julius Sailer, Florian Bosch, Max Liebermann, B. Bleeker, Rudolf Großmann und Leo Putz.
Am 6. Juli 1946 starb er unerwartet nach einer Operation in Ulm.
Die natürlichen Gegensätze liegen in Geigenberners Bildern offen da. Das Helle hebt sich vom Dunklen ab, das Weiche vom Harten, das Tiefe vom Flachen, die Luft vom Boden, die Häuser von den Pflanzen, die Schiffe vom Wasser. Es ist eine beständige Form da und eine weichende, eine Form, die angibt, und eine, die nachgibt. Die kleinen Einzelheiten, die sich mildernd einstellen wollen, die als abbauende, zer- streuende und einebnende Details die dramatische Aussprache zwischen den natürlichen Gegensätzen sänftigen wollen, sind selber abgebaut, eingeebnet und gesänftigt. Die Gegensätze sind sozusagen gereinigt und geklärt. Sie werden von einem
Aber es ist nicht mächtig genug, den Zustand ruhenden Beharrens, das zu einem tiefen Frieden gediehene Dasein der Bilder Geigenbergers auszusagen. Und doch wird man sich zunächst von dem Wort der Auseinandersetzung leiten lassen. Denn die Bilder Geigenbergers sind so tief in eine einfache und ruhig atmende Malerei versunken, daß es nicht leicht ist, sich ihnen zu nähern. Stilnamen verfangen nicht an ihnen, Stilnamen fallen zurück. Wenn man in den Ausstellungen seinen Bildern begegnet, dann erfährt man. daß die paraten, kurzen, bündigen Wörter, mit denen in Ausstellungen Bilder bezeichnet und notiert werden, von seinen Bildern abprallen. Zugleich aber kann man sich der ruhig und sicher strömenden
Wirkung nicht entziehen, die sich von seinen Bildern aus verbreitet. Und so mag man es denn wagen, sich seinen Bildern mit einem Wort zu nähern, vondem man spürt, daß es ihnen nicht genügt, das aber
doch einiges aufschließt und eröffnet, eben mit dem Wort von der Auseinandersetzung.
Es ist im übrigen keine Schande und keine Niederlage, wenn man ein Bild nicht in Worte zu fassen vermag.Wenn es zu sagen wäre, wäre es mit dem Sagen ja abgetan und es bedürfte des Malens nicht. Was man über Bilder sagen kann, ist nichts anderes als Nachricht und Bekundung von einem Vorgang des Aufnehmens, Empfangens und Wirkens, der sich im Unsagbaren abspielt.
ist, wenn das Bild erst einmal gemalt ist, dann ist der Gegenstand ein Gefäß der Farbe. Auf einem
seiner Bilder sieht man von oben die ineinander verwinkelten Dächer einer alten Stadt, zwischen denen wie große grüne Ballons die Baumwipfel schweben. Da ist keine Zeichnung, da ist nicht Licht und Schatten. Da wirkt die reine, stille Macht der Farbe. Es ist. als seien seine Gegenstände in die Farbe eingegangen, um in ihr verewigt und beruhigt zu sein. Er spürt, daß eine Autobahn, die mit Brückenbogen über ein Tal hingeführt wird, nicht nur eine Sachezum Anschauen und zum Befahren ist, daß sie vielmehr auf ihren hohen Bogen wie auf Stelzen dahinsteigt, daß sie elegant und doch kräftig als Klammer die Hügel zusammenhält, daß sie auf ihre Art ein Geschöpf und eine lebendige Spezies ist.
Menschenhirne und Menschenfäuste bemühten, bis er ins Waser gleiten konnte. Wenn seine Form auch für unsere Augen schon kaum mehr übersichtlich ist. so ist sie doch eine Form der Natur, eine Form, in der die natürlichen Gesetze und der natürliche Formdrang des Menschen sich trafen.
Daß er die Dinge nicht technisch, nicht predigend, nicht überredend und nicht psychologisch, sondern
einfach unparteilich und natürlich anschaut, daß er mit Meinung zurückhält, das ist eine wichtige
Seine Bilder sind natürliche Bilder, und darum sind sie weise Bilder.